Wir waren mit unseren Kindern im Auswandermuseum Ballinstadt. In den ehemaligen Auswanderhallen warteten bis zu 5000 Auswanderer gleichzeitig auf Ihre Überfahrt nach Amerika. Heute ist dort ein schönes Museum mit tollen Angeboten für Kindern entstanden.
Virtuelles Spiel: Simmigrant
Simmgirant heißt das Lockmittel, mit dem ich unseren Ältesten (8) an einem Sonntag ins Museum locke. Simmigrant heißt das virtuelle Spiel, das Kinder (offizielle Altersempfehlung ab 9 Jahren) im Auswandermuseum Ballinstadt spielen können. Sie schlüpfen in den virtuellen Charakter eines Auswanderers, wählen die Epoche, die sie am meisten interessiert und begeben sich auf eine Reise voller Herausforderungen. An Computerterminals in den Ausstellungsräumen treffen die Kinder Entscheidungen auf ihrer Reise nach Übersee und bekommen so ein ungefähres Gefühl dafür, wie herausfordernd es ist, die eigene Heimat zu verlassen.
Gut, dass ich dieses Lockmittel hatte. Museen stehen ja bei Kindern gern mal unter dem Verdacht “gähn” und “langweilig” zu sein. Dabei ist die Ballinstadt alles andere als das! Schön gestaltete Ausstellungsräume, imposante Ausstellungsstücke, z.B. ein riesiges Schiff, die Nachbildung einer Kabine, eine Pferdekutsche mit Pferd (!) und die wunderschönen alten Koffer machen den Besuch zu einer Sinnes-Freude.
Außerdem habe ich mega viel zum Thema Auswanderung gelernt.
Zum Beispiel, dass sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhrunderts die Dampfschiffahrt durchsetze und damit die Reisezeit nach Amerika von 60 Tagen mit dem Segelschiff auf zwei Wochen verkürzte. In dieser Zeit stieg auch die Zahl von Auswanderern noch einmal deutlich an. Das war der Grund dafür, dass Albert Ballin im Jahr 1901 die Auwanderhallen erbaute. Insgesamt fünf Millionen Menschen wanderten aus Europa aus nach nach Übersee. In den Auswanderhallen wurden Auswanderer aus ganz Europa medizinisch untersucht und schliefen gemeinsam in großen Schlafsälen – wer Geld hatte auch in luxeriösen Kabinen. Viel Geld hatten jedoch die wenigsten Auswanderer. Die Fahrt nach Übersee kostetet sie rund ein Jahresgehalt eines Arbeiters – und das auf einem fensterlosen Zwischendeck.
Porfessor Ratzfatz kennt sich aus
In der Ballinstadt werden diese Geschichten lebendig. Zum Beispiel, in dem die Leiter zum Obderdeck mit einer Absperrung versehen ist. Zutritt nur für Reisende Erster Klasse. Zum Beispiel, in dem Briefe von Auswanderern vorgelesen werden. Und zum Beispiel auch durch die kleine Ratte Jette. Eine Ratte? Ja, eine Ratte ist ein weiteres museumspädagogisches Angebot für Kinder in der Ballinstadt. Ratte Jette und ihr Onkel Professor Ratzfatz sind überall in der Ausstellung versteckt. Wenn ein Kind sie entdeckt, gilt es schnell den Knopf zu drücken, dann fangen Jette oder Professor Ratz Fatz an, zu erzählen – und zwar in vorbildlich kindgerechter Sprache! Der Onkel mit seiner Brille erklärt die große Geschichte, das Rattenmädchen erzählt von ihrer Erfahrung, sie wandert nämlich auch mit ihrer Rattenfamilie aus – nach Amerika!
Fazit: Ein interessantes Museum, in dem Kinder und Erwachsene dich einfühlen können und viel lernen über die Auswanderung aus Europa nach Übersee. Und natürlich auch darüber, dass Migration und Flucht bis heute ein aktuelles Thema sind!