Ich habe ungefähr alles gegen Schwangerschaftsübelkeit probiert. Hier kommen meine Top 10 Maßnahmen
Denke ich an die ersten Wochen meiner Schwangerschaft, denke ich an im Bett liegen, zur Toilette rennen, im Bett liegen, zur Toilette rennen. Ich denke auch an die Schwäche in meinem ganzen Körper an das furchtbare Gefühl noch nicht mal die Kinder zur Kita bringen zu können, weil ich nie weiß, wann ich mich das nächste Mal übergeben muss.
Die ersten 15 Wochen meiner Schwangerschaft haben mich fast zehn Kilo gekostet. Ich war ganze sechs Wochen krank geschrieben. Es war furchtbar. Und obwohl mir auch hochschwanger immer noch schnell flau in der Magengegend wird, habe ich das Trauma so langsam verwunden. Zeit für Euch und einige Leidensgenossinnen aufzuschreiben, was man gegen Schwangerschaftsübelkeit unternehmen kann.
Von Morgenübelkeit bis Hyperemesis gravidarum
Zunächst einmal: Schwangerschaftsübelkeit ist von Frau zu Frau und von Schwangerschaft zu Schwangerschaft sehr unterschiedlich ausgeprägt. Von der Morgenübelkeit bis hin zu einem Tag und Nacht andauernden Brechreiz ist alles drin.
Die besonders stark ausgeprägte Schwangerschaftsübelkeit, bei der Frauen mehr als fünf Mal täglich erbrechen oder mehr als fünf Prozent ihres Körpergewichts verlieren, heißt Hyperemesis gravidarum. Für die werdende Mutter ist die Erkrankung furchtbar. Suizid-Gedanken oder der Wunsch nach Schwangerschaftsabbruch sind keine Seltenheit.
Für das Baby aber sind Übelkeit und Erbrechen kein Problem, so lange die Mutter nicht dehydriert oder zu viel Gewicht verliert. Sollte das passieren, helfen Infusionen im Krankenhaus. Also: Um Eure Babies müsst ihr Euch keine Sorgen machen! Und Euch hilft: Probieren, probieren, ein bisschen auch akzeptieren und nicht vergessen, dass in einigen Wochen alles vorbei sein wird.
Hier kommen meine Top 10 Maßnahmen gegen Schwangerschaftsübelkeit
1. Akupunktur und Akupressur Bänder
Beispielswiese dafür ausgebildete Hebammen wissen, welche Punkte gegen Schwangerschaftsübelkeit genadelt werden können. Ich hatte eine wunderbare Hebamme, die zu mir nach Hause gekommen ist und alles mit der Krankenkasse abrechnen konnte.
Manchen Frauen hilft die Akkupunktur, anderen nicht, klärte mich die Hebamme gleich bei unserem ersten Telefonat auf. Ehrlich gesagt: Bei mir konnte die Akkupunktur in dieser Situation keine rechte Wirkung entfalten. Dennoch: Ich war total froh, dass ich meine Hebamme hatte, die ein bis zwei Mal pro Woche vorbeikam. Sie konnte mir viele Tipps zur Schwangerschaftsübelkeit geben und mit ihr habe ich noch zahlreiche andere Dinge ausprobiert (von denen ihr unten noch lesen werdet). Während Ärzte in dieser Situation häufig hilflos die Schultern zucken, hatte ich mit ihr immer das Gefühl, dass sich jemand um mich kümmert und noch viele, viele Ideen hat, was wir gegen die Übelkeit unternehmen könnten.
Zur schnellen Selbsthilfe gibt es auch Akupressur Bänder, das so genannte Sea Band aus der Apotheke. Dabei handelt es sich um zwei Armbändchen mit Akupressurpunkt, der eine Stelle am unteren Handgelenk stimulieren soll. Die Stimulation ist natürlich geringer als die der Akupunkturnadeln, dafür kannst Du die Bänder Tag und Nacht tragen. Mir haben sie nicht geholfen, anderen Frauen schon. Also: ausprobieren!
2. Ernährung: Von Zwieback, Bonbons und den Grundsätzen chinesischer Medizin / TCM
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) empfiehlt Schwangeren insbesondere im ersten Trimester nur warme Speisen zu essen. Wobei warm nicht meint, temperaturmäßig warm (auch wenn es häufig darauf hinausläuft), sondern energetisch warm. Manche sprechen auch von Yang-reichen im Gegensatz zu Yin-reichen Lebensmitteln. Speisen, die gemäß chinesischer Medizin als warm gelten, kann der Körper mit weniger Energieaufwand verwerten bzw. geben sie dem Körper sogar mehr Wärme und Energie. Und da Schwangerschaftsübelkeit auch immer etwas mit mangelnder Energie und Kraft zu tun hat, schien mir diese Empfehlung sehr vernünftig.
Laut chinesischer Medizin warm oder yang-reich sind häufig Gemüsesorten, die in Herbst und Winter reif sind und die wir eher in der kalten Jahreszeit essen. Also Kürbis, Rote Beete, Süßkartoffeln, auch Frühlingszwiebeln und Lauch. Kartoffeln und fast alle Getreidesorten sind neutral und damit okay. Hafer, Hirse und Grünkern gelten als warm. Ebenso sind Aprikosen, Datteln, Kirschen, Walnüsse und Rosinen warme Lebensmittel. Kalte Nahrung ist zum Beispiel Wasser, Joghurt, Milch, Äpfel, Orangen, Gurken. Mit der Zeit bekommt man ein gutes Gefühl dafür. So konnte ich sehr gut fühlen, dass beispielsweise Ingwer, Curry und Anis wärmende Kräuter sind und mir ein Tee daraus gut tut. Während Minze zum Beispiel kühlend wirkt. Also bitte keinen Pfefferminztee! Hier findet ihr einen ganz gute Übersicht zu warmen, neutralen und kalten Speisen.
Darüber hinaus gilt natürlich laut TCM wie auch schon von unseren Großmüttern bei Übelkeit empfohlen: Fünf kleine Portionen am Tag essen, bitte nicht fettig, scharf, salzig oder schwer verdaulich! Bei der Schwangerschaftsübelkeit gilt: Ein leerer Magen und zu wenig Energie verursachen Übelkeit. Also gerne zwischendurch und schon vor dem Aufstehen einen trockenen Zwieback kaufen.
Wollt ihr konkrete Essensempfehlungen für die ersten 12-16 Wochen? Das habe ich gegessen:
Frühstück: Warmer Hafer- oder Hirsebrei, gekocht in Wasser. Darin dürfen zum Beispiel Walnüssen, Aprikosen, Rosinen oder Pflaumen sein. Eine Prise Zimt wärmt noch mal extra. Und wenn man dann noch einen so wunderbaren Mann hat wie ich, der einem das ganze jeden Morgen ans Bett bringt, wird einem gleich noch viel wärmer.
Mittagessen / Abendessen / Zwischendurch: Kürbissuppe mit Süßkartoffel. Oder rote Beete mit Kartoffeln zu einem schönen Brei zermatscht. Rosenkohlsuppe mit Kartoffeln. Reis mit Wirsing und Möhren in etwas Kokosmilch fand ich zu einem etwas späteren Zeitpunkt ganz verträglich. Und zwischendurch immer mal wieder Zwieback oder getrocknete Aprikosen, wenn es geht. Die liefern auch schnelle, neue Energie. Bei mir haben auch Ingwer- oder Zitronen-Bonbons zwischendurch gut funktioniert, wenn es ein nicht allzu schlimmer Tag war. Der strake Geschmack der Bonbons konnte die Übelkeit zeitweise aufhalten oder noch etwas verzögern. Manche empfehlen auch an einer Zitrone zu riechen.
Getränke: Ich habe nur Tee getrunken, Wasser ging überhaupt nicht. Fencheltee und Ingwertee waren ganz okay.
3. Kineosologische Tapes gegen Schwangerschaftsübelkeit
Tapes sollen den Energiefluss anregen, Selbstheilungskräfte anregen und zum Beispiel Gelenkfunktionen unterstützen. Die Wirksamkeit konnte noch nicht wissenschaftlich belegt werden, Fallstudien mit ausreichender Probanden Zahl gibt es nicht. Dennoch werden kineosologische Tapes sowohl bei Ärzten und Physiotherapeuten als auch in der Alternativen Medizin zunehmend eingesetzt. Und natürlich habe auch ich sie mit Hilfe meiner Hebamme ausprobiert. Die Tapes klebten in herrlich orangener Farbe neben meiner Wirbelsäule. Schlecht war mir natürlich immer noch. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, die Tapes würden mich ein bisschen stützen und mir ein wenig Energie zurückgeben. Wer weiß?! Was die Tapes mir auf jeden Fall gegeben haben, war das gute Gefühl, irgendetwas zu tun und nicht nur meiner Krankheit ausgeliefert zu sein.
4. Bachblüten
Noch so ein Hebammen-Mittelchen. Im Zuge meiner Schwangerschaftsübelkeit habe ich zum ersten Mal Bachblüten ausprobiert. Ich durfte mir aus einem Kartensatz die für mich schönsten Blumen aussuchen und bekam von meiner Hebamme ein Rezept für eine Bachblütenessenz, die meine Apotheke mir gewissenhaft zusammen gemixt hat. Soll auch schon manchen geholfen haben, mir aber nicht.
5. Globuli gegen Schwangerschaftsübelkeit
Die homöpathische Apotheke hat natürlich auch Globuli gegen Schwangerschaftsübelkeit im Repertoire. Ein Klassiker: Arsenicum album D6 soll Übelkeit lindern, die mit Brechreiz und Schwächegefühlt einher geht (dreimal am Tag je fünf Globuli). Die weißen Kügelchen hatte ich schon in meiner ersten Schwangerschaft mit geringerer Übelkeit ausprobiert ohne Linderung zu verspüren. Habe ich dieses Mal also gleich weggelassen.
6. Vitamin B: Nausema
Ein Mangel an B6-Vitaminen steht in Verdacht Schwangerschaftsübelkeit mit zu verursachen oder zu verstärken. Relativ spät habe ich damit begonnen, das Vitamin B Präparat Nausema zu nehmen. Es ging mir damit tatsächlich ein bisschen besser, allerdings klingt die Schwangerschaftsübelkeit ab Woche 11/12 natürlich ohnehin meistens langsam ab.
7. Medikamente: Vomex
Frauenärzte verschreiben bei schwerer Schwangerschaftsübelkeit meistens Vomex, ein Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen, das auch außerhalb der Schwangerschaft eingesetzt wird und für Ungeborene als unbedenklich gilt.
Was soll ich Euch sagen? Es ist ein furchtbares Medikament. Ihr nehmt es (natürlich bevorzugt als Zäpfchen, damit es auch sicher und schnell seine Wirkung entfalten kann) und es schießt Euch ab. Anders gesagt: Ihr nehmt es und ihr könnt nichts mehr, nicht mal mehr die blödeste Sendung im Privatfernsehen verfolgen, aber ihr könnt eben auch nicht mehr erbrechen. Ihr könnt nur noch schlafen. Und die traurige Wahrheit ist: Manchmal gibt es keinen größeren Segen.
Ich habe Vomex in meinen Hochzeiten der Übelkeit jeden zweiten Abend genommen. Ich habe gewartet bis der Hamburger Papa nach Hause kam und die Kinder sicher versorgt waren. Dann habe ich nochmal gegessen, mich gen 18.30 Uhr fertig für die Nachtruhe gemacht, Vomex genommen und nach 30 Minuten bin ich eingeschlafen. So blieb zumindest jeden zweiten Tag sicher Nahrung in meinem Körper und der Schlaf hat mir geholfen, mich zu erholen und besser in den nächsten Tag zu starten. Tatsächlich ging es mir auch an einem Nach-Vomex-Tag meistens besser als an nach einem Nicht-Vomex-Tag. Öfter wollte ich dieses Medikament dann aber doch nicht nehmen. Und zwischendurch habe ich auch immer mal wieder probiert es wegzulassen, um zu schauen, ob es auch ohne funktioniert. Hat es aber lange nicht.
Irgendwie bin ich damals nicht darauf gekommen, einfach mal nur ein halbes Zäpfchen zu nehmen. Das wäre vielleicht noch eine Alternative gewesen, die ich Euch heute empfehle. Vor allem aber empfehle ich Euch: Macht Euch das Leben nicht schwerer als es ohnehin schon ist. Nehmt die medizinische Hilfe an. Auch Eurem Baby tut es gut, wenn Euer Körper zwischendurch zur Ruhe kommt!
8. Infusionen
Kann eine Frau keine Nahrung oder Wasser mehr bei sich behalten, nimmt sie zu viel ab oder dehydriert, bekommt sie im Krankenhaus Infusionen, um sie und das Baby zu schützen. Heute weiß ich, dass bei mir alle Anzeichen da waren und auch meine damalige Frauenärztin hat mir die Infusionen empfohlen, wenn auch nicht aufgezwungen. Ich war eher in so einer Situation „Wenn Sie auch morgen noch nichts bei sich behalten, dann müssen Sie aber ins Krankenhaus ….“
Heute weiß ich und habe auch von vielen Frauen gehört, dass mir die Infusionen wahrscheinlich gut getan hätten. Sie hätten meinen geschwächten Körper wieder etwas gestärkt und hätten vielleicht sogar das Potenzial gehabt, diesen elenden Kreislauf aus „vor Schwäche erbrechen“ zumindest für eine Weile zu unterbrechen. Damals habe ich es einfach nicht geschafft. Ich fühlte mich viel zu schwach, um ins Krankenhaus zu gehen. Schließlich kam ich kaum aus dem Bett. Vielleicht wollte ich auch nicht akzeptieren, dass ich diese schlimmste Stufe der Schwangerschaftsübelkeit jetzt erreicht hatte. Ich wollte meine Kinder nicht alleine lassen, obwohl ich ohnehin nur noch so wenig für sie tun konnte.
Euch empfehle ich: Ruft einen Krankenwagen, bittet Eure Männer um Hilfe. Egal wie, geht ins Krankenhaus und lasst Euch helfen.
9. Haushaltshilfe von der Krankenkasse
Wenn Ihr ausfallt und Euch zuhause nicht mehr um Kinder und Haushalt kümmern könnt, habt ihr Anspruch auf eine Haushaltshilfe. Der Arzt muss Euch die Notwendigkeit bescheinigen (Formular gibt’s von der Krankenkasse), die Krankenkasse muss den Antrag bewilligen und los geht’s. Vermittelt werden Haushaltshilfen auch über Agenturen. Wie haben zum Beispiel diese Notmütter-Agentur genutzt.
Und wieder lautet meine Empfehlung: Nutzt die Segnungen unseres medizinisches Systems und lasst Euch helfen! Wir hatten bereits zum zweiten Mal eine Notmutter in unserem Haushalt (als der Hamburger Papa sich den Fuß gebrochen hatte, brauchten wir diese Hilfe auch) und haben nur gute Erfahrungen gemacht. Die Frauen sind es gewohnt in fremde Haushalte zu kommen und dort ohne viele Anweisungen zu helfen. Sie kochen, waschen, bringen Licht in das Chaos-einer Familienwohnung, holen Kinder von der Kita ab und so weiter und so weiter. Ohne unsere Ulrike wären wir in dieser Zeit nicht zurechtgekommen.
10. Ablenkung und Beschäftigung
Was tun, wenn man eigentlich gar nichts mehr kann? In den Hochzeiten meiner Schwangerschaftsübelkeit konnte ich nicht rausgehen, nicht schreiben, nicht lesen, ja ich konnte noch nicht einmal fernsehen. Was gut ging waren Hörspiele oder Podcasts von Radiosendungen, die nicht zu banal, aber auch nicht zu anspruchsvoll sein durften. Über die Zeit gerettet hat mich die von mir ohnehin sehr geschätzte Sendung Hörbar von Bettina Rust auf Radio Eins. Ich habe in den rund acht Wochen alle Hörbar Sendungen gehört, die in der Mediathek archiviert waren, das war ungefähr ein Jahresvorrat.
Als es mir etwas besser ging und optische Reize keine Überreizung mehr waren, funktionierten auch wieder Fernsehen und DVDs. Auch da brauchte ich etwas fürs Herz, nicht zu banal, nicht zu albern, aber auch nicht zu spannend und nicht zu anspruchsvoll. Wie schon in meiner ersten Schwangerschaft waren mir die guten alten „Gilmore Girls“ in dieser Zeit ein netter Zeitvertreib. Da mag aber auch Nostalgie mit im Spiel gewesen sein.
Und ganz allgemein: Akzeptanz
Es hilft alles nichts! Versucht zu akzeptieren, dass die Schwangerschaftsübelkeit mindestens bis zur 12. Schwangerschaftswoche anhalten wird. Wenn sie sehr stark ausgeprägt ist, dauert es manchmal noch ein paar Wochen länger. Bei mir fing die Übelkeit in der 15. Woche an, sich zu verflüchtigen. Bereits ab der 12. Woche wurde es merklich besser. Es kostet viel zu viel Energie, immer davon auszugehen, dass man nächste Woche vielleicht wieder arbeiten kann. Dass sich das Kümmern um eine Haushaltshilfe gar nicht lohnt, weil man doch vielleicht nächste Woche schon wieder auf den Beinen ist. Nein! Geht davon aus, dass euer Zustand eine Weile anhalten wird! Und macht es Euch in ihm so bequem wie möglich. Probiert alle Möglichkeiten der Linderung aus. Lasst Euch helfen. Von Papa, Oma, Opa, Tante, Freunden und natürlich von der Medizin. Sucht Euch etwas, was Euch in dieser Situation wenigstens ein bisschen Spaß macht (bei mir war es die Hörbar Rust) und bestellt Euch die coolste Schlafanzughose, die ihr jemals hattet. Ihr werdet sie ein Weilchen tragen.
Fotos: AhoiKinder, Fotolia
Und jetzt seid ihr dran: War oder ist Euch in Eurer Schwangerschaft auch so furchtbar schlecht? Was habt Ihr alles ausprobiert und was hat Euch geholfen?
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