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Mein Tag mit drei Kindern

“Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”, fragt mein Mann mich manchmal, wenn er Abends nach Haus kommt. “Muss doch schön sein – so in Elternzeit.” Was ich eigentlich so mache? Das:

drei kinder zwei arme teaser

Zwei Arme sind manchmal zu wenig für drei Kinder. Insbesondere, wenn das Dritte noch ein Baby ist.

Ich stehe im Keller. Eng ist es hier. Ich versuche unseren Fahrradanhänger babytauglich zu machen. Wo ist nur diese Babyhängematte? Ich entferne aufgetürmten Kram von dem Karton mit Kinderwagenzubehör. Wer hat das hier nur alles hingerümpelt? Ich finde etwas, was ich nicht montieren kann. Ich gehe nach oben in die Wohnung. Suche eine Anleitung im Netz. Baby schläft noch. Mit Laptop wieder in den Keller, Ich verstehe nur Bahnhof. Mit Laptop wieder hoch. Ich finde ein Video. Ah gut. Sieht ja gar nicht mal so schwierig aus. Baby schläft immer noch. Also wieder in den Keller. Sieht alles so anders aus. Da fehlt doch was, oder?

Ich rufe Freundin S. an. Ihr hattet doch auch mal diesen Fahrradanhänger? Erinnerst Du dich noch wie …? Nein? Komisch! Ob das nicht Männersache sei? Bei uns nicht. Leider.

Nachmittags gehe ich mit beiden Jungs und Baby in den Zoo. Nun also mit dem Auto. Wir sind mit Freundin S. und ihren zwei Jungs verabredet. Mist, 20 Minuten zu spät. Wie kann es sein, dass ich um 15.00 Uhr das Haus verlasse und erst um 16.00 Uhr im Zoo bin? Der ist doch nur zwei Kilometer von uns entfernt!

Alle Kinder schreien durcheinander. Am lautesten mein Hamburger Knirps. “Ich hab zuerst geredet”, schreit er. Immer wieder. Mit deutlicher Verzweiflung in der Stimme. Und nochmal. In Lauter.

Mein Gott, sind das viele Kinder hier!

Ich füttere einen Elefanten mit einem Apfel. Der Knirps freut sich.

Bei der Riesenschildkröte fängt das Baby an, zu weinen. Der Knirps redet unaufhörlich mit mir. Ich verstehe ihn nicht. Aber seine Lippen bewegen sich. Das Baby schreit. Beim Tiger gebe ich ihm etwas zu trinken. Der Knirps will auf meinen Schoß. Er kann den Tiger nicht sehen! Die anderen trudeln ein. Freund 1 will die Baby-Hand halten. Der Hamburger Jung zuppelt ebenfalls an seiner Schwester rum. Zu Präsentationszwecken. Das Baby kann so nicht trinken. Es schreit. Freundin S. erklärt, dass Babies, die trinken, Ruhe brauchen, sonst schlucken sie zuviel Luft.

Als das Baby fertig ist, lege ich es in den Kinderwagen. Freund 2 will den Wagen schieben. Der Knirps blockiert mit den Bremsen die Reifen. Ich lockere die Bremsen. Freund 2 schiebt. Ich justiere leicht nach, damit der Wagen nicht im Eishäuschen landet. Der Knirps blockiert die Reifen.

Wir gehen auf den Spielplatz. Der Knirps will, dass ich mit ihm Eisenbahn fahre. Nach Münster. Ich sehe aus der Ferne, dass das Baby weint. S. hat es auf den Arm genommen. Mein großer Hamburger Jung rutscht die Riesen-Rutsche rückwärts im Sitzen runter. “Mama, hast du das gesehen?” Na klar!

Mein Mann schickt eine Nachricht. Er geht jetzt joggen.

Wir machen uns auf den Heimweg. Im Auto pfeffert der Jung dem Knirps sein Klackarmband ins Gesicht. Riesen-Geschrei. Ich fordere sofortige Herausgabe des Armbands. Der Jung weigert sich. “Wenn Du es mir bei drei nicht gibst, bleibt es zwei Tage weg”, sage ich. Er rückt es nicht raus. “Gib es mir, oder es verschwindet drei Tage”. Immer noch nichts. “Vier Tage.” Er schmeißt es mir entgegen. “Scheiß Mama”.

Wir fahren. “Scheiß Mama. Scheiß Mama. Scheiß Mama.”

Ich drohe dem Jung, ihn rauszuschmeißen. (Pädagogische Glanzleistung, ich weiß …) “Scheiß Mama.”

Zuhause. Endlich. Ich trage ein Baby, zwei Taschen und jede Menge Gedöns in den 2. Stock hinauf. “Lieber Sohn, schließ uns doch bitte die Tür auf.” Nein, macht er nicht.

Mein Mann kommt vom Laufen heim. “Was gibt es zu essen?” “Du kochst! Such es dir aus.” Macht er dann auch.

Ich bringe unser Baby ins Bett. Den Jungs lese ich vor. Als ich sie ins Bett bringen will, wacht das Baby wieder auf. Ich zum Baby. Mein Mann zu den Jungs.

Endlich ist Ruhe. Es ist 20.30 Uhr. Die ganze Familie schläft.

21:00 Uhr:  Ich wache wieder auf. Ein Fruchtriegel macht mich wieder wach. Vorsichtshalber esse ich noch einen. Mein Mann schläft im Kinderzimmer. Ich mache den Abwasch.

21.30 Uhr: Mein Mann geht ins Bett.

Ich gehe in den Keller. Wie war das doch gleich mit der Babyhängematte? Jetzt habe ich etwas mehr Ruhe. Moment mal. Das ist doch gar keine Hängematte. Das ist doch der Sitzverkleinerer für Kinder, die noch nicht gut sitzen können. Ich durchsuche den Keller, Ich finde einen zweiten Schuh, den ich vor einigen Monaten verzweifelt gesucht hatte. Kein Wunder. Lag ja auch nicht bei den Schuhen, sondern bei den Koffern.

Ich ärgere mich über den vielen Müll hier. Ich werfe einen Mixer weg. Dieses nutzlose Zeug versperrt mir die Sicht auf meine Hängematte. Wozu habe ich einen 1000-Euro-Anhänger, wenn ich ihn nicht nutzen kann?

Ich finde die Hängematte nicht. Vielleicht hat Kita-Mama E. die Matte noch. Ich könnte ihr eine Nachricht schreiben. Ich finde mein Handy nicht.

Ich veröffentliche einen Blog-Post über Juist.

0.00 Uhr: Ich gehe ins Bett.

 

Dieser Blog-Post war eigentlich ein Tagebuch-Eintrag von mir. Ich fand ihn dann aber so lustig und aussagekräftig für meinen ganz normalen Alltag zur Zeit – mit drei Kindern (8 Wochen, 3 und 6 Jahre alt), dass ich ihn erst meinen Mann vorgelesen und dann zum Blog-Post gemacht habe. Ich hoffe er gefällt Euch! Und ich hoffe ihr wisst jetzt, was ich den ganzen Tag so mache. In Elternzeit. 

 

Und jetzt seid ihr dran: Habt ihr auch mehrere Kinder und könnt meine Erfahrungen bestätigen? Könnt ihr mir Hoffnung machen, dass es leichter wird, wenn No3 kein Baby mehr ist? Dass dann vielleicht auch zwei Hände wieder reichen? Oder habt ihr ganz andere Erfahrungen gemacht?

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